Recep Tayyip Erdoğan, geboren am 26. Februar 1954 in Istanbul, ist eine der prägendsten und zugleich umstrittensten Figuren der modernen türkischen Politik. Seine Kindheit verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen im Istanbuler Stadtteil Kasımpaşa. Diese frühen Jahre prägten seine Sicht auf soziale Gerechtigkeit und seine politischen Überzeugungen.
Nach dem Besuch der İmam-Hatip-Schule, einer religiösen Schule, und später einem Abschluss in Betriebswirtschaft an der Marmara-Universität, begann Erdoğan seine politische Karriere in den späten 1970er Jahren in der islamisch-konservativen Milli Selamet Partisi (MSP). Schon früh zeigte er ein Talent für Führung und Organisation.
In den 1990er Jahren stieg Erdoğan zum Bürgermeister von Istanbul auf, wo er sich durch effektive Verwaltungsreformen und erfolgreiche Infrastrukturprojekte einen Namen machte. Diese Erfolge ebneten ihm den Weg zur nationalen Politik. 2001 gründete er die Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP), die bereits ein Jahr später bei den Parlamentswahlen einen überwältigenden Sieg errang.
Als Premierminister von 2003 bis 2014 führte Erdoğan die Türkei durch eine Phase beeindruckenden Wirtschaftswachstums. Er setzte Reformen durch, die das Land modernisierten und die Lebensbedingungen vieler Türken verbesserten. Unter seiner Führung trat die Türkei zunehmend selbstbewusst auf der internationalen Bühne auf und verfolgte eine aktive Außenpolitik.
2014 wurde Erdoğan zum Präsidenten gewählt, ein Amt, das er bis heute innehat. Diese Phase seiner politischen Karriere ist jedoch auch geprägt von zunehmender Autorität und starker Kritik. Vorwürfe der Unterdrückung der Pressefreiheit und der Menschenrechte wurden laut. Gegner werfen ihm vor, die demokratischen Institutionen der Türkei zu schwächen und seine Macht zu festigen.
Erdogans politische Philosophie ist tief verwurzelt in einem konservativen Islamismus, gemischt mit einem starken Nationalismus. Er hat es geschafft, eine breite Anhängerschaft zu mobilisieren, die seine Vision eines starken und unabhängigen Landes teilt. Zugleich polarisiert er stark und spaltet die türkische Gesellschaft in Anhänger und Gegner.
Seine internationalen Beziehungen sind oft ebenso kontrovers wie seine Innenpolitik. Während er versucht hat, die Rolle der Türkei im Nahen Osten zu stärken und ihre Beziehungen zu westlichen Ländern zu navigieren, haben Spannungen und Konflikte, insbesondere mit der Europäischen Union und den USA, immer wieder Schlagzeilen gemacht.
Erdoğan bleibt eine zentrale Figur in der türkischen Politik, die sowohl bewundert als auch kritisiert wird. Seine Fähigkeit, Wahlen zu gewinnen und seine politischen Gegner zu überwältigen, hat ihm den Ruf eines politischen Überlebenskünstlers eingebracht. Trotz der Herausforderungen und Kontroversen, die seine Amtszeit geprägt haben, hat er einen unauslöschlichen Eindruck in der modernen Geschichte der Türkei hinterlassen.